Die Kosmetikbranche hat sich in den vergangenen Jahrzehnten rasant entwickelt. Wurde man früher noch mit einer Sitzsauna bedampft und saß nebeneinander in durch Vorhänge getrennten Abteilen, so genießen die Kunden heute modern ausgestattete Kabinen und die Technologie innovativer Hightech-Geräte. Bei allen Neuerungen ist es jedoch heute genauso wichtig wie früher, dass die Kosmetikerinnen ihr – im wörtlichsten Sinne – „Handwerk“ verstehen und sich nicht nur auf Apparaturen verlassen.
Gut für dich hat mit den Kosmetik-Fachexpertinnen Christa Staudinger (sie betreibt seit 1970 ihr eigenes Institut) und Landesinnungsmeisterin Eva Danner-Parzer (sie feiert heuer ihr 30-jähriges Institutsjubiläum) über den Wandel in der Kosmetikbranche geplaudert.
Liebe Frau Staudinger, Sie sind seit 48 Jahren in der Kosmetikbranche tätig. Wie können wir uns die Berufssituation damals vorstellen?
Christa Staudinger: Ich habe angefangen mit der Kosmetik, als sie noch kein Lehrberuf war. Früher sind die Kundinnen in kürzeren Abständen gekommen, mittlerweile tun sie das nur noch alle vier oder fünf Wochen. Mittlerweile sind die Heimpflegeprodukte so ausgereift, dass man auch zu Hause gute Ergebnisse erzielt. Damals wie heute verstehe ich es als meine Aufgabe, die jeweils richtige Pflege für den individuellen Hauttyp zu finden.
Liebe Frau Danner-Parzer, Sie feiern heuer 30-jähriges Firmenjubiläum. Wie haben Sie den Wandel in der Kosmetik miterlebt?
Eva Danner-Parzer: Da auch meine Mutter schon in der Branche war, konnte ich miterleben, wie das Berufsbild und die dazugehörige Lehre entstanden sind. Die für mich einschneidendste Veränderung war die Modernisierung in der Institutsausstattung. Früher gab es einen großen Raum mit Stühlen und die Kundinnen wurden durch Vorhänge getrennt. Wer heutzutage ein neues Institut aufbaut, besteht auf eine moderne Ausstattung der Räume. Was die Pflegesortimente betrifft, ging die Entwicklung schleichend voran. Damals gab es nicht so viele Anbieter, die auf Institutspflege spezialisiert waren. Die Angebotspalette ist heutzutage enorm reichhaltig.
Apropos Produkte: Womit wurde vor 50 Jahren gepflegt?
Christa Staudinger: Es hat bereits gute Cremen gegeben, aber nur einen Erzeuger. Mir war immer wichtig, exklusive Kabinenprodukte anwenden zu können. Ich habe im Jahr 1970 selbst eine Vitamin-E-Creme entwickelt. Dies war und ist nach wie vor die Grundpflege.
Heutzutage werden Kosmetikprodukte mit ihren oft sehr natürlichen Inhaltsstoffen in Labors hochtechnologisch erforscht und entwickelt. Ampullen, Seren, Fluids, Lotions gibt es am Markt in unzähligen Ausformungen. Welchen Vorteil bringt diese innovative Vielfalt?
Eva Danner-Parzer: Der größte Vorteil dieser Vielfalt ist, dass es für jeden Hauttyp, für jede Anforderung, aber auch für jede Brieftasche die passende Pflege gibt. Es ist nicht richtig, dass man bei einem schmalen Budget zur Selbstbedienung in den Drogeriemarkt gehen muss, wo die professionelle Beratung meist zu kurz kommt. Im Fachinstitut gibt es für jede Zielgruppe ein entsprechendes hochqualitatives Produkt.
Wer nützt heutzutage die Fachkompetenz in den heimischen Instituten und was steht für die Kunden im Vordergrund?
Eva Danner-Parzer: Es gibt zwei unterschiedliche Gruppen. Die Mehrzahl meiner Kunden sucht Problemlösungen. Hier sollte die Kosmetikerin ihre Fachkompetenz hervorheben und versuchen, den Kunden schon beim Erstgespräch gut kennenzulernen, denn es geht darum, die Bedürfnisse des Kunden zu erfahren und gezielt seine Probleme zu behandeln. Die zweite Kundengruppe sind all jene, die sich zusätzlich nach einer Auszeit, nach Entspannung sehnen.
Christa Staudinger: Kunden kommen oft auch anlassbezogen, zum Beispiel wenn die Tochter heiratet, das Maturatreffen ansteht oder vor anderen besonderen Ereignissen.
Welche Bedeutung haben moderne Hightech-Apparate in der Kosmetik?
Eva Danner-Parzer: Es gibt viele gute und innovative Apparaturen, die die normale Basisbehandlung ergänzen. Dennoch bin ich der Meinung, dass teilweise ein bisschen übertrieben wird und man den Geräten zu viel Aufmerksamkeit schenkt. Der Beruf der Kosmetikerin ist ein Handwerksberuf. Darin steckt schon das Wort Hand. Die Berührung des Gesichts der Kunden sollte nicht hintangestellt werden. Kein Apparat der Welt kann das ersetzen.
Was wäre für die Kosmetikbranche erstrebenswert? Und womit wird die nachkommende Kosmetikergeneration konfrontiert sein?
Christa Staudinger: Die Umweltbelastung wirkt sich immer stärker auf die Haut aus und die Kosmetikerinnen der Zukunft werden zudem noch mehr als bisher mit Sonnenschäden konfrontiert sein.
Eva Danner-Parzer: Wichtige Punkte für die Zukunft sind die Bewusstseinsbildung und die Aufklärungsarbeit in der Öffentlichkeit dafür, was die Kosmetik leisten kann. Wir müssen aufzeigen, dass das Berufsbild der Kosmetikerin nicht aufs Schminken beschränkt ist und dass die Gesunderhaltung der Haut im Fokus steht. Da gibt es noch viel zu tun.
Vielen Dank für dieses Gespräch.
Diese Gut für dich-Blogbeiträge könnten Sie auch interessieren
So gelingt das Ball-Make-Up
Weniger Druck, mehr Komfort für unsere Füße
Mit Heilmassage zurück ins Körpergefühl