Die therapeutische Arbeit am Menschen durch manuelle Techniken mit den Händen zur Beruhigung oder Behandlung ist weltweit in jeder Kultur verankert. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) kennt man diese Therapieform unter dem Namen Tuina. Neben Akupunktur, Qigong, Feng-Shui, chinesischer Kräuterheilkunde und der 5-Elemente-Ernährung zählt Tuina damit zu den sechs Säulen der TCM. Sie wurde bereits 1600 v. Chr. schriftlich erwähnt und ist damit eine der ältesten manuellen Therapieformen, die bis heute praktiziert wird. Nach Europa kam die Tuina erst in den 1980er-Jahren und ergänzt heute in idealer Weise z. B. eine Akupunkturbehandlung. Das Ziel beider Methoden ist es, den Energiefluss durch die Lösung von inneren Blockaden zu fördern und – begleitend zur Schulmedizin – für Gesundheit und Vitalität beim Menschen zu sorgen.
Massage mit vollem Körpereinsatz
Die Tuina wird als komplementäre Behandlung bei akuten Problemen am Körper, aber auch als vorbeugende Massagemethode verwendet. Wie Tuina funktioniert, deutet schon der Name an: Das chinesische Wort „tui“ steht für Schieben und Drücken und „na“ bedeutet Greifen und Ziehen. Mit 18 Grundgriffen und rund 300 Einzelgriffen wird bei der Tuina mit Händen, Ellbogen und Unterarmen geschoben, gedrückt, gegriffen und gezogen – immer unter Berücksichtigung von Akupunkturpunkten und Meridianverläufen.
Vorberatung: Check von Kopf bis Fuß
Vor der Behandlung führen die Tuina-Expertinnen und -Experten ein individuelles Beratungsgespräch, bei dem nicht nur Arme, Beine, Rumpf und Rücken gecheckt werden, sondern auch eine sogenannte Zungen-, Puls- und Gesichtsbefundung nach TCM durchgeführt wird. So geben beispielsweise Form, Belag und die Farbe der Zunge laut TCM Aufschluss über die Dauer und Tiefe einer Beschwerde. Auch Fragen zur Ernährung und zu den persönlichen Lebensumständen sind mitunter Teil der Vorberatung. Keine Tuina-Behandlung ist möglich bei einer akuten Erkrankung, allgemeiner Schwäche innerer Organe, schwerer Osteoporose und während der Schwangerschaft. In diesen Fällen sollten die weiteren Schritte immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen.
Vitalität dank idealem Energiefluss
Damit bei der Massage des Körpers auch der Geist und die Seele in Einklang gebracht werden, arbeitet Tuina mit der Lebensenergie „Qi“. Basierend auf der Meridianlehre der traditionellen chinesischen Medizin wird diese Energie sowohl über die Nahrung als auch aus der Atemluft und der Atmosphäre aufgenommen. Das Qi fließt in Energiebahnen, auch Meridiane genannt, durch unseren Körper und verbindet dabei alle inneren Organe miteinander. Gestört wird dieser Fluss der Lebensenergie durch Wind, Kälte, Hitze, Verletzungen oder inneren Einflüssen wie Sorgen und Traurigkeit. Genau diese Blockaden versuchen Tuina-Experten und -Expertinnen durch großflächige Massagen und punktuelle Techniken zu lösen.
Individuelle Behandlung für alle Altersgruppen
Da unsere Körper individuelle Eigenschaften und Bedürfnisse aufweisen, bieten die Tuina-Experten und -Expertinnen der oö. Fachinstitute unterschiedliche Formen der Tuina-Behandlung an:
- Tuina-Methode: In der Vorbesprechung werden die zu behandelnden Stellen am Körper genauestens bestimmt und anschließend in circa zehn Sitzungen bearbeitet. Welche Griffe und Akupunkturpunkte bei der Behandlung von Muskeln und Gelenken zum Einsatz kommen, ist von Person zu Person unterschiedlich. Die Dauer der einzelnen Behandlungssitzungen variiert deshalb zwischen zehn Minuten und einer Stunde.
- Tuina-Massage: Bei dieser Form von Tuina handelt es sich um eine vorbeugende Behandlung zum Abbau von Stress und zur Regulation des Ganzkörpersystems. Dabei wird in 30 bis 60 Minuten der gesamte Körper einmal massiert. Diese Form der Massage gilt als etwas sanfter und eignet sich somit auch für Säuglinge oder Kleinkinder.
Tuina für zu Hause
Für noch mehr inneres Wohlbefinden kann Tuina auch in Form einer Selbstbehandlung wirkungsvoll eingesetzt werden – etwa bei plötzlich auftretenden Kopfschmerzen, Menstruationsbeschwerden, Erkältungen oder einfach zur Entspannung. Dabei werden zu Hause bei Bedarf verschiedene Akupunkturpunkte anhand bestimmter Tuina-Grundtechniken gepresst, geknetet oder gerieben. Damit die Anwendungen auch richtig ausgeführt werden, sollten sie vorab immer unter der Anleitung von Tuina-Profis einmal gemeinsam eingeübt werden. Sie können die geeignetsten Punkte für den eigenen Körper empfehlen und bei falscher Ausführung sofort hilfreiche Tipps geben. Am Tag einer professionellen Tuina-Behandlung sollte jedoch keine weitere Selbstbehandlung mehr erfolgen. Denn massiert man die gleichen Punkte nochmals, kann es zu einer Überreizung kommen, die sich kontraproduktiv auswirkt.
Für alle weiteren Fragen oder eine individuelle Beratung stehen Ihnen die Experten und Expertinnen der oö. Fachinstitute jederzeit gerne zur Verfügung.
Sie haben noch Anregungen? Die Blogredaktion der Innung der Fußpfleger, Kosmetiker und Masseure der WKOÖ freut sich über Rückmeldungen unter: fkm@wkooe.at
Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren:
https://www.gutfuerdich.at/blog/So-beeinflussen-die-fuenf-Elemente-unser-Leben-305
https://www.gutfuerdich.at/blog/Ayurveda%3A-mit-Massagen-zu-mehr-Wohlbefinden-292
https://www.gutfuerdich.at/blog/Senioren-Samurai%3A-Sich-selbst-und-anderen-Gutes-tun-282
Diese Gut für dich-Blogbeiträge könnten Sie auch interessieren
Zen-Momente für Gen Z
Taping: Die 24-Stunden Micro-Massage
Mehr Leichtigkeit: Lymphdrainage, Körperwickel und Schröpfen