Senioren-Samurai: Sich selbst und anderen Gutes tun

Ein zärtliches Streichen über die Hand, eine feste Umarmung oder ein aufmunterndes Klopfen auf die Schulter: Wir alle brauchen angenehme Berührungen – sie vermitteln Geborgenheit und Unterstützung. Bei älteren Personen, die allein oder in einem Heim leben, kommen diese Zuwendungen jedoch häufig zu kurz. Genau hier setzt das, speziell auf ältere Menschen abgestimmte, Shiatsu Programm der „Senioren-Samurais“ an. Was man darunter versteht und welche positiven Effekte die Übungen bieten, verrät Shiatsu- Praktikerin Iris Meinhart in diesem Interview.

Gut für dich: Was haben Samurais mit Senioren zu tun?

Iris Meinhart: Im Fernen Osten beinhaltet das Wort Samurai nicht nur Kampf, sondern auch die Begriffe „Diener“, „Begleiter“ und „Beschützer“. Die Samurais als Repräsentanten der Hochkultur orientieren sich an Werten wie Freundlichkeit, Höflichkeit, Loyalität, Aufrichtigkeit und Selbstdisziplin. Und so geht es beim Shiatsu-Samurai nicht um die feindliche, sondern um die freundliche Begegnung zwischen Gebendem und Empfangendem.

Gut für dich: Was genau ist „Senioren-Samurai“? Wie sieht diese „freundliche Begegnung mit sich und seinem Gegenüber“ aus?

Iris Meinhart: Das Samurai-Programm ist ein leicht erlernbares, wirkungsvolles Trainingsprogramm für jede Altersstufe. Durch Berührungen, Bewegung und Wahrnehmungsschulung werden die Gesundheit, eine altersgerechte Entwicklung und die Selbstwirksamkeit gefördert. Ursprünglich wurden die Techniken für Kinder konzipiert. Dass sich diese jedoch auch außerordentlich gut für ältere Personen eignen, ist längst bewiesen. So wird das Programm beispielsweise bereits in Deutschland in einigen Pflege- und Altenheimen angeboten und erfreut sich auch in Österreich immer größerer Beliebtheit.

Gut für dich: Es kann also grundsätzlich jeder/ jede von uns zum „Samurai“ werden?

Iris Meinhart: Ganz genau. Denn die Einsatzmöglichkeiten des Programmes sind vielfältig und die Übungen passen sich dem Alter der Ausübenden an. Durch die altersgerechte Darstellung der Behandlungsabläufe kann sich jeder damit identifizieren.

Gut für dich: Also auch Senioren, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind?

Iris Meinhart: Natürlich. Das Samurai-Programm für Senioren wurde gemeinsam mit Senioren entwickelt. Ob rüstige Seniorin bzw. Senior, an Demenz leidender Altenheimbewohner, in der Gruppe oder als Einzelbehandlung – die vermittelten Techniken eignen sich für rüstige, sitzende und bettlägerige Senioren gleichermaßen. Die Shiatsu-Übungen können zudem von jedem durchgeführt werden: vom Partner, von Familienmitgliedern, von Pflegern oder einem selbst. Durch die Fingerdrucktechnik werden Punkte, die auf zwölf Leitbahnen des Körpers – sogenannten Meridianen – liegen und mit den Organen verbunden sind, aktiviert. Sind sie im Gleichgewicht, fließt die Lebensenergie Qi.

Gut für dich: Wo genau liegen die Vorteile vom „Senioren-Samurai“?

Iris Meinhart: Untersuchungen haben ergeben, dass Bewegungen und Berührungen, wie im Samurai-Programm, nicht nur die Hände beweglicher machen, sondern auch Körper und Geist fit halten. Sie erhöhen die Durchblutung des Gehirns – was sowohl die Merkfähigkeit als auch das Kurzzeitgedächtnis verbessert. Ebenso wirkt sich eine gute Finger- und Handgeschicklichkeit unmittelbar auf die Mundmotorik und die sprachliche Fähigkeit aus – bei Kindern wie auch bei alten Menschen. Anstatt die motorisch, sensorischen Fertigkeiten alleine – mithilfe von Übungs- oder Trainingsgeräten – zu fördern, wird beim „Senioren Samurai“ das Miteinander und die zwischenmenschliche Interaktion gefördert. Durch die ausgeführten Handgriffe kann man jemand anderem etwas Gutes tun, erhält eine direkte Rückmeldung auf die Berührungen und kann sich gegebenenfalls selbst vom Gegenüber verwöhnen lassen. Das Resultat: Positive Effekte – sowohl für die gebenden als auch für die empfangenden Personen.

Das kann „Senioren-Samurai“:

  • Förderung der Vitalität
  • Förderung der Aufrichtung – die äußere, aber auch die innere Haltung (zunehmendes Misstrauen, Angst, Energielosigkeit und letztlich Rückzug) betreffend
  • Unterstützung der Verdauung
  • Sturz- und Atemprophylaxe
  • Förderung gemeinsamer Aktivitäten, der Selbstwirksamkeit und einer lebendigen Gemeinschaft
  • neue Beziehungsqualität zwischen Gebendem und Empfangendem

Gut für dich: Angenommen ich möchte eine Gruppe Senioren in „Samurais“ verwandeln. Wie gehe ich vor?

Iris Meinhart: In einem ersten Schritt besuchen ausgebildete TrainerInnen die jeweilige Einrichtung – egal ob Kindergarten, Schule, Altenheim etc. – und vermitteln die jeweiligen Techniken. Üblicherweise geschieht dies im Rahmen von drei vor Ort Terminen. Durch das Berühren und „berührt werden“ wächst das Gespür der älteren Menschen für den eigenen Körper, ebenso das Gefühl, auch bei anderen etwas bewirken zu können. Das Programm soll Freude bereiten und zum Mitmachen anregen – selbst bei eingeschränkter Mobilität. So wird – mit einfachen Übungen – nicht nur der eigene Körper trainiert, sondern auch zwischenmenschlicher Kontakt, Selbstständigkeit sowie unterschiedliche Fähig- und Fertigkeiten gefördert.

Wurden die Grundlagen vermittelt, so haben MitarbeiterInnen der Pflege, Shiatsu-PraktikerInnen, ÜbungsleiterInnen oder ehrenamtlich Tätige eine gute Handhabe, um die Lebensqualität alter Menschen zu verbessern. Denn die Shiatsu-Übungen sind auch für Laien leicht erlernbar und einfach durchzuführen – so können auch Angehörige pflegebedürftiger Familienmitglieder tatkräftig Unterstützung anbieten.

Weitere Informationen zum Samurai-Programm finden Sie unter: www.samurai-programm.de

Für alle weiteren Fragen oder eine individuelle Beratung stehen Ihnen die Expertinnen der oö. Fachinstitute jederzeit gerne zur Verfügung.

Sie haben noch Anregungen? Die Blogredaktion der Innung der Fußpfleger, Kosmetiker und Masseure der WKOÖ freut sich über jede Rückmeldung unter: fkm@wkooe.at

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